Verkehrswende? Pustekuchen! Es wird mehr gependelt.

Es wird viel über eine Verkehrswende und den Klimaschutz geredet. Schaut man auf die Pendlerströme hierzulande, ändert sich leider nichts zum Besseren, im Gegenteil. Im jetzt veröffentlichten Ranking des BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung zu den Pendeldistanzen aller kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands für das Jahr 2022 (beruht auf Daten der Bundesagentur für Arbeit) hat unser Landkreis Landsberg/Lech nicht nur seinen unrühmlichen Top-4-Platz gehalten; er hat noch ein Stück bei der angegebenen Strecke draufgesattelt. In der Liste, wo PendlerInnen in Deutschland die größten Distanzen zurücklegen, rangieren wir hinter den ostdeutschen Kreisen Ludwigslust-Parchim (27,36 Kilometer), Altmarkkreis Salzwedel (27,31 km), Märkisch-Oderland (27,15 km), mit nun 27,02 km (2021: 26,6 km) auf Rang 4; übrigens seit neuestem gefolgt vom nächsten bayerischen Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm mit 26,38 km.

Bundesweit erhöhte sich 2022 sowohl die Anzahl Pendelnder als auch die Kilometerzahl der Pendelstrecken. Bayerns Landeshauptstadt München bleibt die Mutter aller deutschen Pendler-Metropolen: Im Jahr 2022 wohnten lt. BBSR 444.000 der in München arbeitenden Beschäftigten außerhalb der Stadtgrenzen. Dabei ist ein unrühmlicher Aufwärtstrend zu erkennen. In der Medienmitteilung erklärt der BBSR-Experte Thomas Pütz: „Vor allem im weiteren Umland der Arbeitsmarktzentren München, Stuttgart, Frankfurt am Main und Hamburg beobachteten wir nach Jahren der Stagnation wieder einen Anstieg der Pendeldistanzen. Das deutet darauf hin, dass auch weiter entfernt liegende Klein- und Mittelstädte für Beschäftigte als Wohnorte zunehmend attraktiv werden – zumal Homeoffice und andere Formen der mobilen Arbeit mehr Flexibilität ermöglichen.“

Mit diesen Themen hatte sich in den vergangenen zwei Jahren die Marktgemeinde Dießen im Kleinstadtakademie-Projekt zu befassen begonnen: Welche Chancen und Herausforderungen erwachsen aus dem Wandel in der Arbeitswelt zur mobilen Arbeit für die kleinstädtische Entwicklung? Dabei sind in Dießen mit einer sehr guten Bürgerbefragung aussagekräftige Daten erhoben worden. Was daraus allerdings für konkretes Tun erwächst, ist noch weitestgehend unbeackert, das Förderprojekt ist beendet. Angesichts auch der neuesten Zahlen stehen die Zeichen mehr denn je auf: Machen wir endlich was! Wohnortnahes Arbeiten vor Ort attraktiv zu gestalten – dazu gehört die Weiterentwicklung von ländlichen/kleinstädtischen Coworking Spaces – stiftet vielfältigen Nutzen: Für Zeit, Nerven und Kosten sparende Menschen, für die Entlastung der Verkehrsinfrastruktur, für lebendigere Orte auch werktags, mehr Leute, die für Familien und Ehrenamt „da sind“…