Ein Tag voller Einblicke in Vereinbarkeit von Arbeit & Pflege + New Work großer Unternehmen
Mit großen Erwartungen bin ich am Donnerstag aus dem Ammersee Denkerhaus nach München zum Fachtag „Wer hilft, wenn niemand mehr da ist? – Dem Personalmangel im Sozialwesen gemeinschaftlich begegnen“ gefahren. Die Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege in Bayern hatte in das imposante Haus des Bezirks Oberbayern in der Prinzregentenstraße eingeladen. Auf dem Programm standen vorrangig Beiträge und Workshops zur Personalgewinnung – vor allem ausländischer Fachkräfte. Sehr interessant erwies sich der Vortrag von der Digital Product School der TU München, die eine innovative KI-gestützte Anwendung für die Pflege vorstellte, mit der viel Zeit für Verwaltungskram eingespart werden kann. Mein gesteigertes Interesse galt aber an dem Fachtag den angekündigten Workshops zur Gestaltung von Verantwortungsgemeinschaft vor Ort bzw. in Regionen.
Alle Reden und Diskussionen brachten die Dramatik der Situation in der Pflege zum Ausdruck, die sich krass zuspitzt. Es wird verschiedener Lösungsansätze bedürfen, damit das Szenario nicht eintritt, dass schon bald niemand mehr da ist in der Pflege und niemand hilft. Für mich überraschend haben bei diesem, „gemeinschaftlichen Lösungen“ gewidmeten Fachtag pflegende Angehörige und pflegende Ehrenamtliche nicht im Fokus gestanden. Bei all dem Gehörten bin ich aber nun überzeugter als vorher, dass diese Kräfte ein wichtiger Mosaikstein sind, dem Personalmangel im Sozialwesen gemeinschaftlich begegnen zu können. Bestätigt sehe ich Überlegungen gemeinschaftliche Anstrengungen von Arbeitgebern, Verwaltungen, Arbeitnehmern und der Coworking-Szene zu unternehmen, damit die Chancen genutzt werden, die sich aus dem Wandel der Arbeitswelt mit den Möglichkeiten flexiblerer Arbeit ergeben. Es geht um eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege, durch Angehörige wie auch Ehrenamtliche. Es ist allerhöchste Zeit.
Im Anschluss an den Fachtag im Bezirk Oberbayern ging es in München mit einem Workshop der EMM Europäische Metropolregion München im Rahmen des Projekts „Arbeitsmobilität im Wandel – Dritte Arbeitsorte“ weiter. Fast ein Heimspiel – im doppelten Sinn: Erstens ist an dem EMM-Projekt die CoWorkLand e.G. mit ihrem im Ammersee Denkerhaus beheimateten und von mir geleiteten Landesbüro Bayern maßgeblich beteiligt und zweitens fand der Workshop in den Räumen der workingwell GmbH statt, deren Geschäftsführer der Dießener Axel Praus ist. Mit Axel haben wir zuletzt eng im Projekt Kleinstadtakademie zusammengearbeitet, an dem Dießen beteiligt war und in dem der Einfluss der sich wandelnden Arbeitswelt auf die Entwicklung von Kleinstädten mit interessanten Erkenntnissen untersucht worden ist.
Thema des Workshops war „New Work – Unternehmerische und rechtliche Rahmenbedingungen verstehen und Chancen nutzen“. Dazu kamen interessante wie kompetente Persönlichkeiten zu Wort: Der EMM-Geschäftsführer Wolfgang Wittmann (oberes Bild, rechts), der Gefak-Geschäftsführer Ulrich Dewald (mittleres Bild), der die Ergebnisse unserer aktuellen Pendlerbefragung in der EMM-Region vorstellte, sowie (unteres Bild v.l.n.r.) Sabine Hockling, Journalistin und Autorin des Spiegel-Bestsellers „Überall nur nicht im Büro“, Martin Brübach, Real Estate Services, Roche Diagnostics GmbH, Manuela Pelg, Expertin für transparente Nachhaltigkeitskommunikation, und Hagen Mörbel, Leiter Smart Working Plus, Boehringer Ingelheim. – Geballte, spannende Einblicke in die Transformationsprozesse in der Arbeitswelt großer Unternehmen.