Meine persönliche Meinung: Wir brauchen ein „Recht auf Mobiles Arbeiten“, das „Recht auf Homeoffice“ springt zu kurz und schadet

(Aus der Ammersee-Denkerhaus-Pendlerbefragung 2020: „Was war nicht so gut am Homeoffice in der Coronakrise?“)

Unsere regionale Pendler*innen-Befragung in den vergangenen Corona-Wochen hat es deutlich gezeigt: Die meisten der ins Homeoffice geschickten Pendler*innen haben Gefallen daran gefunden und würden sich gerne auch nach der fürchterlichen Pandemie die leidigen Reisen an den Arbeitsplatz ersparen. Gut zwei Stunden gewonnene Lebenszeit – pro Tag!

Da sollte man doch zufrieden sein, wenn jetzt eifrige Politiker*innen laut darüber nachdenken, ein „Recht auf Homeoffice“ zu schaffen. Da kannste doch nicht meckern. Oder?

Doch! Wenn es schon eine Regularie geben soll, die dann auch durchzusetzen wäre, dann muss diese einem „Recht auf flexibles Arbeiten“ dienen. Da gehört Homeoffice als ein Teil der Lösung dazu, aber auch anderes. Die jetzt zu Zigtausenden ins Homeoffice geschickten Menschen sollen entscheiden können, ob sie im Firmenoffice, im Homeoffice, im Coworking Space, im ICE oder in einer Bibliothek oder von mir aus auch auf einem Ammersee-Dampfer ihre Arbeit tun. Ob wir nun tatsächlich für die zukünftige Arbeit ein weiteres „Gesetz“ brauchen oder nicht: Es müssen endlich dem „new normal“ entsprechende Rahmenbedingungen her, die alle flexiblen Arbeitsformen gedeihen lassen!

Wer hier jetzt immer noch einäugig auf ein Recht auf Homeoffice pocht, nimmt all jene Unzulänglichkeiten zumindest wissend in Kauf, die die Option Homeoffice in der Coronakrise deutlich werden ließ. Diese reichen von einer Benachteiligung von Frauen über soziale Isolation und schlichte persönliche und/oder technische Überforderung bis hin zu steuerlichen, finanziellen Schräglagen.

Ein Appell, die Zukunft der Arbeit zu diskutieren und zu gestalten, indem ein individuellen Bedürfnissen angemessener Arbeitsort-Mix betrachtet wird und eben nicht eingleisig nur das Homeoffice, hat das „Bündnis für neues Arbeiten auf dem Land“ gestartet. In diesem Positionspapier wird ein Recht auf Mobiles Arbeiten gefordert und begründet. Es werden jene Stellschrauben genannt, an denen auf unterschiedlichsten Ebenen gedreht werden muss. Es gibt jede Menge zu tun und betrifft sowohl Beschäftigte, Unternehmen, Coworking-Anbieter, Kommunen und politisch Verantwortliche bis hin zur Gesetzgebung.

Ich stelle das Dokument hier online, das die CoWorkLand e.G. gemeinsam mit wichtigen Vertreter*innen Neuer Arbeit auf dem Land, wie etwa der German Coworking Federation (GCF), dem Coworking-Verband für Deutschland, veröffentlicht hat. In beiden genannten Organisationen bin ich Genosse bzw. Mitglied, beide vertreten hier ausdrücklich meine Meinung. ->Download (PDF)

Hans-Peter Sander, Vorstand Ammersee Denkerhaus e.G.