AgeTech: Ein Thema für ländliche Coworking Spaces?
Dieser Tage war ich Gast der AgeTech 2021, Corona-bedingt leider nur online, anstatt vor Ort in der coolen Event- und Kultur-Location Kraftverkehr Chemnitz. Diese alljährliche Konferenz will beitragen, mit der so genannten AgeTech „die Grenzen des Alters aufheben“ und den Wachstumsmarkt Silver Economy nutzen zu können. Ein Angebot wird gemacht, „den Markt der Zukunft“ zu entdecken und die Chancen des demografischen Wandels zu ergreifen.
AgeTech verbindet quasi die beiden Großtrends Altern und Technologie. Es geht darum, dass vor allem Startups Technologien und Produkte für ältere Menschen entwickeln und diese dabei direkt mit einzubeziehen. Und Chemnitz will sogar das AgeTech Zentrum Europas werden; das „Senior Valley“! Das hier seit einiger Zeit entstehende AgeTech-Ökosystem soll, in der Region mit vielen älteren Menschen (fast jeder zweite dort ist 50 plus) authentisch ausgerichtet, Startups die Möglichkeit geben, Lösungen für Best Ager und eine alternde Gesellschaft mit Vertretern ihrer Kundengruppe zu entwickeln.
Seit längerem überlege ich Anschlussmöglichkeiten an diese Szene für das Ammersee Denkerhaus – und als CoWorkLand-Landeskoordinator in Bayern – für die vielen ländlichen Coworking Spaces landauf, landab. Hätte z.B. unser Denkerhaus, in einer Gemeinde mit einem großen Anteil betagter BürgerInnen, hier nicht auch etwas zu bieten? Kann es z.B. zur „digitalen Ertüchtigung“ von SeniorInnen beitragen? Wie wichtig allein dieses Thema ist, sollte im Lockdown jedem klar geworden sein. Kann ein ländlicher Coworking Space wie unser Ammersee Denkerhaus vielleicht sogar eine Rolle spielen, wenn von findigen Startups neue Digitalisierungs- oder auch Mobilitätslösungen für die Silver Ager entwickelt, erprobt oder auch eingeführt werden?
Dass die Potenziale nicht zu unterschätzen sind, hat die AgeTech 2021 mit mehr als einem Dutzend von Startup-Pitches gezeigt. Da stellten sich z.B. das Projekt ShiQ mit seinem E-Shuttle im Quartier der Wohnungsgenossenschaft „Glück auf“ Ehrenfriedersdorf vor, oder die Online-Job-Plattform Seniors-at-Work, die (frisch verrentete) „Silver Talents“ mit Arbeitgebenden vernetzen will, und das Statup Großjungig, das Wohngemeinschaften zwischen älteren und jungen, wohnraumsuchenden Menschen schaffen will. Wenn man überlegt, wie viele ältere Menschen gerade auf dem Lande nur noch alleine in ihren großen Häusern leben und dort natürlich wohnen bleiben wollen, kann man sich sehr gut vorstellen, wie viel „Musik“ auch in dieser Idee steckt. Gewonnen hat den Startup-Wettbewerb der Berliner Silber Salon, eine Plattform für digitale Bildung und ein generationsübergreifendes Netzwerk. 2020 während des Lockdowns gegründet, will es der älteren Generation mit einer großen Portion Humor, in leichter Sprache und mit viel Geduld helfen, Teil des digitalen Zeitalters zu werden und zugleich Brücken zwischen Jung und Alt bauen.
Ich bin überzeugt, kleinstädtische, ländliche Coworking Spaces können eine wichtige Rolle im AgeTech-Ökosystem spielen.