Reisen bildet
Dieser Tage war ich wieder einmal unterwegs und habe Interessantes und Beispielhaftes kennengelernt. Was ich auf Hof Viehbrook bei Neumünster und in der malerischen unterfränkischen Münnerstadt erlebt habe, will ich hier gerne teilen.
Erste Station war eine CoWorkLand eG-Teamklausur auf Hof Viehbrook, einem transformierten ehemaligen Resthof mit Landwirtschaft, Hofladen (und -automat), Gastwirtschaft, Gästezimmern, Schmiede, Backhaus, Bienenzucht, Glemping-Platz, Kita… #RuralCoworking Space in Rendswühren, irgendwo bei Neumünster in der Pampa von Schleswig-Holstein. Für mich ein beeindruckendes Beispiel, wie sich Innovation auf dem Land machen lässt, wie ein Resthof lebendig wird, wie gutes Arbeiten und Leben für Auskommen und Belebung sorgen. – Wer also Landurlaub im Norden oder ein Firmenevent oder einen persönlichen Retreat plant, dem sei diese Location wärmstens empfohlen!
Nächste Station war am Wochenende der niederfränkische Denkmalort Münnerstadt, ein malerisches kleines Städtchen in der Rhön mit rund 8.000 Einwohnern in der Nähe von Bad Kissingen. Im Januar war ich hier schon einmal, um im Rahmen des Bundesprojekts Kleinstadtakademie einen Vortrag über kleinstädtisches Coworking zu halten. Zur Erinnerung: Auch Dießen war 2019-2023 Kleinstadtakademie-Ort im Rahmen des Modellvorhabens „Digitale Arbeitswelten“. Münnerstadt hatte sich in einem weiteren Kleinstadtverbund zum Thema „Kleinstadt (be)leben!“ engagiert.
Bei meinem ersten Münnerstadt-Besuch war ich auf ein kühnes Projekt gestoßen: Als eine von 10 Modellkommunen wurde Münnerstadt vom bayerischen Bauministerium für das Projekt LANDSTADT BAYERN ausgewählt, um das Areal der ehemaligen Gärtnerei mitten im Ort zu gestalten. Dort ist die einmalige Chance geschaffen worden, neue Wege zu beschreiten und ein Stadtquartier zu realisieren, das modellhaft zukunftsweisend sein soll. Mich hatte schon die große Bürgerbeteiligung an der Ideen-Entwicklung fasziniert, und ich hatte von einer Kulturinitiative else! gehört.
Das Kunstprojekt „else!“ ist ein spartenübergreifendes Kunstprojekt mit Ausstellungen, Konzerten, Workshops, Vorträgen, Artists in Residence uvm. else!-Veranstaltungen hatte es schon 2013 (Marienanstalt) und 2018 (Bahnhof) in Münnerstadt gegeben. Die diesjährige „else!3“ verwandelt erneut einen Münnerstädter Leerstand in ein facettenreiches Kulturzentrum. Vom 29. April bis 30. Juli ist auf dem ehemaligen Gärtnerei-Areal ein beeindruckendes Programm geboten. Die großflächigen Treibhäuser mit Außengelände der ehemaligen Gärtnerei bieten mit über 3 Hektar Fläche ein faszinierendes Gelände, um die gegenwartsbezogenen Themen Klima, Energie, Nachhaltigkeit und Selbstversorgung mit den Mitteln der Kunst spartenübergreifend zu formulieren. Am Samstagabend war ich bei einer kleinen Lesung und einem Liederabend mit der Musikerin Milli Genth, die in Münnerstadt lebt, arbeitet und musiziert, dabei. Nicht nur die „eroberten Gewächshäuser“ faszinierten, auch der überraschend große Zulauf – trotz parallel stattfindendem Feuerwehrfest.
Warum ich das hier erzähle? Es gibt von Nord nach Süd großartige Beispiele, wie leer gefallene Orte auf dem Land belebt werden, wie das Engagement der Menschen für die örtliche Entwicklung Früchte trägt. Es ist eigentlich ganz einfach, sich für unsere Problemorte, wie etwa die Huber-Häuser, inspirieren zu lassen, Ideen zu tanken, erfolgreiche Wege kennenzulernen. Nutzen wir Kleinstadtakademie & Co., braucht uns vor guten Lösungen nicht bange sein.